'Wir haben eins auf die Bademütze bekommen' sagte der Regierende Bürgermeister nach der Frühjahrskommunalwahl 1992 bei heißem, sonnigen Wetter in Berlin (vgl. Berliner Zeitung, 28.5.1992). Auch in Nordrhein-Westfalen vermuteten 1999 viele Politiker den Grund für die bis dahin geringste Wahlbeteiligung mit nur 54 % im Badewetter mit 30 Grad.

Aber auch schlechtes Wetter kann nach Meinung vieler Politiker und Journalisten zu demotivierten Wählern führen. Als Paradebeispiel gilt die Vereinigungsbundestagswahl 1990, die bei kaltem Winterwetter mit etwas Schnee stattfand und zu einer der geringsten Wahlbeteiligungen seit dem 2. Weltkrieg führte. Nur 79 % der Wähler stimmten über das erste gesamtdeutsche Parlament nach dem Krieg ab.

Doch Michael Klein vom Bonner Wetterservice Donnerwetter.de lässt die Politiker-Erklärungen nicht gelten. In einer umfangreichen Studie hat der Wetterservice nach einem Zusammenhang zwischen dem Wetter am Wahltag und der Wahlbeteiligung gesucht. Dafür analysierte er nicht nur die Ergebnisse von Bundestags-, Landtags-, Europa- und Kommunalwahlen, sondern verglich bei Bundestagswahlen auch das Wahlverhalten in über 100 Wahlkreisen. 'Wenn das Wetter einen Einfluss auf den Gang zur Urne hat, dann müsste sich dieser bei der gleichen Wahl am gleichen Tag besonders bei Wahlkreisen mit stark unterschiedlichem Wetter zeigen', meint Klein.

Doch trotz akribischer Suche wurde er nicht fündig. Übrigens genauso wenig wie die bisher einzige Studie zu diesem Thema, die allerdings nur die Wahlbeteiligung in der Stadt Wiesbaden von 1946 bis 1991 auswertete. Das Ergebnis der Untersuchung ist in dem Buch 'Zur Wetterlage der Nation' (ISBN 3-9807827-4-3) erschienen oder als ausführliche Studie zu bestellen: www.donnerwetter.de/