MIT Afrika, nicht FÜR Afrika

Klima, 24.10.2018

In der Ringvorlesung „Welt im Wandel“ diskutierten gestern Experten aus Wissenschaft und Politik in Bonn über Afrikas Zukunft

Wie sieht unsere Zukunft aus? Zwischen einer Bevölkerungszunahme, Umweltkatastrophen, Flüchtlingsströmen und einer steigenden sozialen Ungleichheit sind wir mehr denn je in der Pflicht, Verantwortung zu übernehmen. In einer Ringvorlesung mit dem Titel „Die Welt im Wandel: Antworten an die Zukunft“ sprechen in den nächsten Wochen Expertinnen und Experten aus Wissenschaft, Politik und Entwicklungszusammenarbeit im Bonner Universitätsforum genau über diese Verantwortung.

Flyer der Veranstaltungsreihe

Den Auftakt machte das Thema „Afrika“

„Wenn Afrika eine Zukunft haben soll, muss Europa von seinen desaströsen Wirtschaftssystemen Abstand nehmen“, mit diesen Worten leitete der Unternehmensberater und Bestsellerautor Dr. Prinz Asfa-Wossen Asserate die Ringvorlesung am gestrigen Abend ein. Er machte deutlich, dass Afrika über einen gigantischen Ressourcenreichtum verfügt und ganz entscheidend unsere Zukunft prägen wird. „Afrika ist für Europa eine riesige Herausforderung. Solange die EU soziale Gerechtigkeit nicht in den Mittelpunkt setzt, wird das auch immer so bleiben“, prophezeite er.

 

Afrikaner müssen im Mittelpunkt unserer Arbeit stehen

Dr. Biniface Mabanza Bambu ist Koordinator der Kirchlichen Arbeitstelle Südliches Afrika (KASA) und appellierte vor allem an den Einbezug der Bevölkerung: „Es setzen sich immer die Werte durch, die die einflussreichsten Akteure haben, und das sind meist diejenigen mit der wirtschaftlich stärksten Macht. Aber Afrika besteht aus mehr, als nur aus Regierungen.“ Prof. Dr. Detlef Müller-Mahn, Professor für Entwicklungsgeographie, stimmte ihm hierbei zu: „Ist gibt kein Patentrezept, um ganz Afrika zu helfen. Aber es ist wichtig hinzuhören, was die Menschen vor Ort selber wollen.“

Mit circa 1,3 Milliarden Menschen und einer
Fläche von 30,2 Millionen km² ist Afrika sowohl
nach Ausdehnung wie nach Bevölkerung der
zweitgrößte Erdteil nach Asien.

Von einer Mikro- auf eine Makroebene

„Immer, wenn ich eine längere Zeit in Afrika war, bin ich positiver eingestimmt, als zuvor“, beschreibt Bambu seine Sicht. Er sieht eine Lösung der Probleme in einem Erweitern kleiner Projekte, die schon in einigen Dörfern funktionieren. Das „Bottom-Up-Prinzip“ sieht er als sinnvolles Lösung, dem Land wirklich zu helfen. „Ich treffe auf Menschen, die die Probleme sehen, aber auch die vielen Potentiale, die dieses Land hat.“

 

„Dämone der Gier und Unersättlichkeit lauern überall in einer globalisierten Welt“

Eines der größten Herausforderungen sahen alle Beteiligten in den wirtschaftlichen Interessen der Unternehmen, die in Afrika ansässig sind. Durch „Landraub“ und Vertreibungen vieler Menschen aus ihren Heimatdorf, werden immer wieder Existenzen der Menschen zu Gunsten von Geldgier zerstört. Daher muss vor allem Eines im Mittelpunkt stehen: Unsere Hilfe aus Europa muss mit den Werten und Normen der Afrikaner vereinbar sein!

„Es ist wichtig hinzuhören auf das, was von Afrika kommt, auf die Träume der Menschen,“ appellierte Bambu an das Publikum.

Die Reihe „Die Welt im Wandel“ wird durchgeführt vom Forum Internationale Wissenschaft der Universität Bonn, dem Liaison-Office Internationale Wissenschaft der Stadt Bonn und der Deutschen Gesellschaft für internationale Zusammenarbeit (GIZ) GmbH.

  Sarah Bertram
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