Die grüne Gefahr

Natur-Wetter, 02.08.2016

Algenteppiche überspannen riesige Wasser- und Küstenabschnitte

Endlich geht es in die Ferien. Ans Meer. Wir freuen uns auf frisches, klares und blaues Meerwasser. Doch dann das: wir kommen an den Strand und irgendetwas stimmt nicht. Nichts ist mit kristallklarem Wasser, stattdessen ein grün schimmernder Teppich. Manch einem vergeht dadurch schon in wenigen Momenten die Lust auf ein ausgiebiges Bad in den Fluten.

angespülte Algen an der Kanalküste Englands

Schuld sind Meeresalgen, die auch in diesem Jahr wieder zalhreiche Küstenabschnitte Europas und insbesondere der Nordsee "befallen". Vor allem nach Stürmen werden häufig größere Mengen Algen an den Küsten abgeladen und überziehen die Ufer mit einem dicken, grünen Schleier. Neben dem optischen Makel bringt diese "grüne Matratze" allerdings auch noch zahlreiche weitere Probleme mit sich.

Problematisch sind vor allem die Mikroalgen. Was zunächst als nährstoff- und sauerstoffreiches Paradies für zahlreiche Meerestiere beginnt, kann in kurzer Zeit ungeahnte Ausmaße annehmen und einen "gesunden" Rahmen weit übersteigen. Durch eine einfache Zellteilung kann sich die Algenpopulation innerhalb nur eines Tages verdoppeln, dadurch können sich während der Blütezeit riesige Algenteppiche auf der offenen See bilden, die selbst aus dem Weltall zu erkennen sind. Zuletzt im vergangenen Sommer als ein riesiger Algenteppich die Nordsee zwischen Großbritannien und Dänemark türkis einfärbte.

Zum Problem werden die Algen mit ihrem Tod. Anschließend sinken sie in der Regel auf den Meeresgrund und werden dort von Bakterien zersetzt. Dadurch wird so viel Sauerstoff verbraucht, dass in kürzester Zeit eine "Todeszone" für andere Lebewesen entsteht. Nicht selten kommt es daher im Zuge eines Algensterbens auch zu einem Massensterben von Fischen und anderen Meeresbewohnern.

Bild: Michael Mertens

Manche Algen können sogar für den Menschen gefährlich werden. Sie enthalten Giftstoffe, die sich beispielsweise in Muscheln anreichern können oder beim "Verrotten" am Ufer in Form stinkender Gase freigesetzt werden.

Bild: Achim Otto

Und das Problem nimmt weiter zu. Durch die zunehmende Schifffahrt und globale Vernetzung der Weltmeere gelangen immer neue Arten in die Meere und finden dank steigender Wassertemperaturen im Zuge des Klimawandels hervorragende Lebensbedingungen vor. Dadurch fällt es ihnen einfacher sich gegenüber heimischen Arten zu behaupten und die Anzahl der Blüteereignisse nimmt stetig zu.

Wer im Urlaub das Meer den Bergen vorzieht und schmelzende Gletscher daher bislang ganz gut tolerieren konnte, bekommt dadurch nun einen weiteren Grund geliefert, warum konsequenter Klimaschutz heutzutage unabdingbar ist. Wer möchte künftig schon mit Algen behangen aus den Fluten steigen?

  Lukas Nikolaus Melzer
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